Tierklinik im Tierzentrum Gelnhausen

A-Z der Tiergesundheit:

Auf Reisen mit dem Haustier

von Tierärztin Larissa Raupach


Wer seinen Hund oder seine Katze mit in den Urlaub nehmen möchte, sollte sich frühzeitig gut vorbereiten. Je nach Reiseziel müssen einige Voraussetzungen erfüllt werden, damit Tier und Tierhalter unbeschwert einreisen dürfen. Die Voraussetzungen bei Reisen innerhalb der Europäischen Union (EU) werden vom zuständigen Bundesministerium (derzeit das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft- BMEL) festgelegt. Auf der Internetseite des Bundesministeriums sind Informationen, Checklisten und Formulare z.B. für Bescheinigungen zum Reisen mit Hund, Katze und Frettchen zu finden. Ein Informieren der Tierbesitzer zu den individuellen Anforderungen ist vor dem Tierarztbesuch erforderlich.

Generell gilt, für Reisen innerhalb der EU ist ein EU-Heimtierausweis (blauer Ausweis) erforderlich, der von Ihrem Tierarzt vorab ausgestellt werden muss. Um einen EU-Heimtierausweis ausstellen zu können, muss Ihr Haustier eindeutig identifizierbar sein. Dies kann in Form eines Transponderchips unter der Haut oder einer Tätowierung beispielsweise im Ohr (Tätowierung vor dem 04. Juli 2011) erfolgen. Ohne diese Identifikation ist das Ausstellen des Ausweises nicht möglich.

Der Heimtierausweis ist ein Dokument, das laut einer EU-Verordnung für Hunde, Katzen und Frettchen mitzuführen ist, wenn das Tier die Landesgrenzen innerhalb der EU passiert. Ziel dieser Verordnung ist es, ein internationales, koordiniertes Tierseuchenmanagement zu bewirken, welches die zuvor herrschenden intransparenten, länderspezifischen Regelungen ablöst und so Tierseuchen wie zum Beispiel die Tollwut erfolgreich eindämmt.

Aus diesem Grund spielt vor allem die Tollwutimpfung eine große Rolle, denn diese ist Pflicht für den Transport über die Ländergrenzen hinaus. Die Tollwutimpfung muss mindestens 21 Tage vor Reiseantritt durchgeführt und in dem EU-Heimtierausweis eingetragen werden. Ein Überschreiben aus dem nationalen Impfpass (gelber Ausweis) ist leider nicht möglich. Die Tollwutimpfung ist sowohl bei Hunden, als auch bei Katzen erst ab einem Alter von 12 Wochen möglich. Einige EU-Staaten fordern zusätzlich die Bestimmung des Tollwuttiters. Der Titer kann mittels Blutuntersuchung von einem Tierarzt durchgeführt werden. Da die Bestimmung des Titers und die Ausstellung des Titerzertifikates einige Tage bis Wochen dauern kann, ist eine frühzeitiger Termin bei Ihrem Tierarzt anzuraten.

Zu dem bestehenden Impfschutz fordern einige Länder eine präventive Behandlung von Endo- und Ektoparasiten. Auch hierbei gilt vor Reiseantritt eine ausführliche Recherche, da die Verabreichung der notwendigen Antiparasitika in bestimmten Zeitfenstern (24- 48 h) vor der Reise erfolgen und durch einen Tierarzt im EU-Heimtierausweis dokumentiert werden muss. Auch Gesundheitszeugnisse mit einem Vermerk zur Transportfähigkeit und dem Gesundheitszustand des Tieres können in einigen Ländern Voraussetzung sein. Die notwendige Klausel kann Ihnen Ihr Tierarzt in Form einer Gesundheitsbescheinigung aushändigen oder in Ihrem EU-Heimtierausweis dokumentieren. Welche Impfungen und/ oder Behandlungen Sie auf welcher Seite in ihrem Heimtierausweis finden können, ist unter der Überschrift “EU- Heimtierausweis” auf unserer Homepage nachzulesen.

Vor Reisebeginn sollten Sie ebenfalls überprüfen, ob das Zielland eine Registrierung/ Anmeldung Ihres Tieres einfordert (bspw. Schweden). Ein Einreisen von gelisteten Hunden kann gesonderte Anforderungen fordern.

Sollten Sie eine längere Reise mit dem Auto, der Bahn oder einer Fähre planen, gilt es auf folgende Punkte einzugehen:

1. Sicherheit
Sowohl Hunde, Katzen, als auch Heimtiere sollten zur Sicherheit, aber auch zum Vermeiden von Bußgeldern in einem geeigneten Medium transportiert werden. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, die je nach Größe und Temperament des Tieres gegeneinander abgewogen werden müssen. Für den Transport von Haustieren dienen beispielsweise Transportboxen, Anschnallvorrichtungen oder Trenngitter, als Abtrennung zum Fahrerbreich. Bei Transportboxen sollte auf eine angemessene Größe, sowie einen rutschfesten Bodenbelag geachtet werden. Das Tier sollte während der gesamten Fahrt die Möglichkeit haben, sowohl eine liegende, als auch sitzende Position problemlos einnehmen zu können. Bei Sicherheitsgurten ist darauf zu achten, dass die Tiere nicht durch zu enges Festschnallen oder der alleinigen Befestigung an einem Halsband verletzt werden.
Während des Transportes von Hunden im Zug ist bei einigen Bahnunternehmen das Tragen eines Maulkorbes verpflichtend.

2. Komfort
Sie sollten für Ihr Tier ausreichend Wasser mitführen, um den Flüssigkeitshaushalt, gerade bei längeren Reisen im Sommer aufrecht zu erhalten und eine Dehydration zu vermeiden. Ebenso ist darauf zu achten ausreichend Pausen einzulegen, damit sich Ihr Tier lösen und kurzzeitig bewegen kann. Dabei ist stets auf eine gute Sicherung des Tieres in Form einer Leine an Raststätten zu achten. Denken Sie daran, dass gerade im Sommer die Temperaturen im Auto sehr schnell ansteigen können und für zurückgelassene Tiere im Auto zur “Todesfalle” werden können. Dafür reichen schon wenige Minuten bei erhöhter Außentemperatur aus.

3. Reiseübelkeit
Das Reisen im Auto, der Fähre oder dem Zug kann bei Ihrem Haustier für Übelkeit und Stress sorgen. Gerade Hunde sind davon häufiger betroffen. Sie zeigen häufig Symptome wie übermäßiges Speicheln (Salivation), Erbrechen (Vomitus) und verstärktes Hecheln. Sollte eine längere Reise anstehen und die Problematik bereits bekannt sein, wenden Sie sich an Ihren Haustierarzt. In solchen Fällen gibt es die Möglichkeit medikamentös mittels Tabletten (Cerenia® und/ oder Anxitane®) sowohl die Übelkeit, als auch den Stress etwas zu reduzieren.


Prophylaxe

Andere Länder, andere Umwelteinflüsse, andere Krankheitserreger. Besonders wer anstrebt in wärmere Gebiete zu vereisen, sollte sich vorher einmal über mögliche Krankheiten und deren Prophylaxen informieren. Bestimmt haben sie schon einmal von den sogenannten “Mittelmeerkrankheiten” gehört. Zu diesen Krankheiten zählen unter anderem die Leishmaniose, Anaplasmose, Ehrlichiose, Borreliose, Babesiose und der Herzwurm. Detaillierte Ausführungen über diese Krankheiten in diesem Artikel würden den Rahmen sprengen. Es gilt jedoch zu erwähnen, dass man das Risiko einer Erkrankung durch den prophylaktischen Einsatz von Medikamenten bei unseren Haustieren vermindern kann.
Krankheiten wie Anaplasmose, Ehrlichiose, Babesiose oder Borreliose werden von Zecken übertragen, d.h. es ist von großer Bedeutung Zeckenbissen vorzubeugen. Aus diesem Grund sollte Ihr Hund nach einer Wanderung durch Wälder und Felder täglich nach den kleinen blutsaugenden Parasiten abgesucht werden. Ein Absammeln innerhalb der ersten 24- 48 Stunden wird empfohlen. Noch wirksamer sind jedoch Pyretroide und Akarizide, die dazu dienen die Zecken von Ihrem Tier fernzuhalten (Bravecto®, Simparica®, Effitix®, etc.). Bei Hunden ist zudem eine Impfung gegen die Borreliose möglich- bisher ist jedoch noch nicht eindeutig geklärt, ob eine Erkrankung dadurch verhindert werden kann.
Bei der Leishmaniose handelt es sich um einen Erreger, der über die Sandmücke übertragen wird. Ein multimodaler Ansatz aus einer Schutzimpfung und einem langwirkenden topischen Insektizid kann als Prophylaxe genutzt werden. Als langwirkendes Insektizid können sowohl Permethrin-haltigen Spot-on-Präparaten, als auch mit Deltamethrin oder Flumethrin imprägnierte Halsbänder dienen. In Europa sind derzeit zwei Impfstoffe erhältlich. Diese dürfen nur gesunden seronegativen Hunden ab einem Alter von sechs Monaten verabreicht werden. Sie verhindern nicht die Infektion an sich, jedoch das Fortschreiten der Erkrankung. Ebenso verringert sich die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung klinischer Symptome. Je nach Impfstoff sind mehrere Impfungen für eine Grundimmunisierung notwendig. Eine Impfung gegen die Leishmaniose ist kostenintensiver als unsere “Standardimpfungen”. Auch Katzen können die Leishmaniose bekommen. Auch hier gilt eine Prävention mittels flumethrin-haltigen Halsbändern.

Die kardiovaskuläre Dirofilariose (Herzwurmerkrankung), übertragen durch Dirofilaria immitis, ist eine schwerwiegende Erkrankung, die durchaus tödlich verlaufen kann. Eine prophylaktische Behandlung mit beispielsweise Advocate®, idealerweise einen Monat vor der Abreise in ein endemisches Gebiet, wird daher angeraten.

Wenn der Transport, die Formalitäten und die Prophylaxen geregelt sind, darf eine gute Ausrüstung in Form eines kleinen Notfallsets nicht fehlen. Scharfe Muscheln am Strand oder felsenreiche lange Wanderwege können den Pfoten unserer Vierbeiner sehr viel abverlangen. Es ist daher empfehlenswert einen Schutzschuh im Gepäck zu haben, der notfalls bei Ballenverletzungen seinen Einsatz findet. Ebenso sinnvoll ist das Mitführen einer antiseptischen Salbe, um bei kleineren Wunden oder Kratzern im Rahmen der Erstversorgung zum Einsatz zu kommen. Auch eine Bepanthen® Augensalbe kann bei windiger sandiger Meeresluft der Augengesundheit unserer Begleiter helfen. Falls Sie die Möglichkeit haben etwas Polsterwatte und Coflex®-Binden mitzuführen, sind diese für einen Notfallverband bspw. bei Krallen An- und/ oder Abrissen empfehlenswert. Dieser sollte aber auf keinen Fall mehrere Tage an der Pfote des Tieres bleiben- dies würde nur sekundäre Entzündungsprozesse fördern. Er sollte lediglich der Fixierung und ggf. als Druck auf eine blutende Wunde dienen, bis Sie einen Tierarzt vor Ort aufsuchen können. Zu guter Letzt gilt noch einen Zeckenzange Ihr Equipment zu nennen.

Wie man sieht gibt es einiges zu beachten, wenn wir gemeinsam mit unseren Vierbeinern auf Reise gehen. Jedes Land hat seine eigenen Voraussetzungen und Bestimmungen. Bitte informieren Sie sich eigenständig frühzeitig über die geltenden länderspezifischen Regelungen und Anforderungen. Bei medizinischen Indikationen und Impfungen sind wir Ihnen gerne behilflich!

Wir wünschen Ihnen und Ihren Vierbeinern eine gute Reise!

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Lesen Sie hier, wie wir Ihr Tier medizinisch versorgen und betreuen können.